Schwäbische Schwänke
und weiter unten schwäbische Volksstücke
Nr. 132 „Der Roßmärkt“
Personen: 6 He, 2 Da
Ein lustiges Spiel aus dem Schwarzwald in 3 Akten (1 Bühnenbild).
Hilde und Alisi werden schon das „ewige Brautpaar“ genannt, nur Hildes Vater, der Bauer Doni, weiß noch nichts vom Heiratswunsch seiner Tochter. Seine Frau Adelheid glaubt, daß er nie zustimmen würde, ist Alisi doch nur ein armer Kleinhäuslerssohn. Mit Hilfe des Haussierers und Roßhändlers Belli möchte die Bäuerin Donis Großbauernstolz brechen. Belli soll für den Bauern in der Stadt ein Pferd besorgen und für den Scheinkauf einen großen Geldbetrag mitnehmen. Alisi wird das Geld dem Bauern zurückbringen und ihm erzählen, daß Belli damit entwischen wollte. Doni bekäme sein Geld wieder und hätte aus Dankbarkeit wohl nichts gegen Alisi als Schwiegersohn einzuwenden. Für hundert Mark spielt Belli bei dem Betrug mit. Doch es kommt anders als von der Bäuerin ausgedacht. Doni weiß von dem Komplott und sperrt Belli, der ihn zum Roßkauf überreden wollte, einfach in den Keller. Adelheid wartet vergeblich auf den Roßhändler und das Geld. Entsetzt erfährt sie von Doni, daß Belli mit dem Geld schon weg wäre. In der Not gesteht Alisi seine Liebe zu Hilde. Für alle überraschend ist der Bauer mit der Heirat einverstanden. Schadenfroh deckt Doni alles auf und die siebengescheite Bäuerin muß zugeben, daß sie sich in ihrem Mann gründlich getäuscht hat.
Nr. 130 „Der Toto-Zwölfer“
Personen: 8 He, 3 Da
Eine schwäbische Komödie in 3 Akten.
Bürgermeister Wäckerle ist bereit, dem Alteisenhändler Häberle einen Kredit für sein Geschäft zu überlassen, wenn dieser seine Tochter Gretel eine zeitlang aus der Stadt schicken würde. Wächerle will mit allen Mitteln eine Heirat zwischen seinem Sohn Anton und der Gretel verhindern. Da verbreitet Basil die Nachricht vom Toto-Zwölfer seines Freundes Häberle. Der Alteisenhändler scheint reich zu sein und schon wird die Verlobung von Anton und Gretel gefeiert. Noch am gleichen Tag wird allen bekannt, was Badil bisher listig verschwiegen hatte. Es gibt nämlich mehrere Toto-Zwölfer. Häberles angeblicher Riesengewinn ist auf einen kleinen Geldbetrag zusammengeschrumpft. Natürlich möchte der Bürgermeister die Verlobung sofort rückgängig machen. Doch Basil hat vorgesorgt und das gesellschaftliche Ereignis groß in der Zeitung ankündigen lassen. Aus Angst vor der großen Blamage muß Wäckerle beigeben.
Nr. 120 „Und dia Gschicht hot si` ghoba“
Personen: 4 He, 3 Da
Schwank in 3 Akten (1 Bühnenbild).
Agnes, die Tochter des Berghofbauern Scheible, soll sich einen Jungbauern zum Mann nehmen. Die Arbeit auf dem großen Hof geht den Alten nicht mehr so leicht von der Hand. Während sich Agnes noch Zeit lassen möchte, hat ihr Vater schon einen Hochzeiter parat. Nur den Namen verrät er noch nicht, weil die Frauen ja doch dagegen sind. Die Tochter, die nur den heiratet, der ihr gefällt, gesteht der Mutter, dass sie sich schon längst dem Jungbauern Michl versprochen hat. Sie meint aber, mit dieser Verbindung wäre der Vater nie einverstanden, da er erst gegen den Nachbarn Michl einen Prozeß verloren hat. Als der tolpatschige Quirin auf den Hof kommt, glauben Mutter und Tochter, dies wäre der vom Bauern bestellt Schwiegersohn. Entschlossen, dieses Mal gegen den Willen des Bauern zu handeln, ziehen sie den Schäfernazi, einen Schmuser, ins Vertrauen. Auch Scheible erhofft sich im Schäfernazi eine Verbündeten. Der Schmuser weiß jetzt, dass in Wirklichkeit alle als neuen Berghobauern nur den Michl im Sinn haben. Ein einträglicher Gewinn ist ihm bei dem Handel sicher „und dia G`schicht hot si` ghoba“.
Nr. 106 „Gstärgrindeg“
Personen: 8 He, 6 Da
Volksbühnenspiel in 3 Akten.
Der starrköpfige Bauer Poläkler weigert sich, seinem Sohn Sef den Hof zu übergeben und verwehrt ihm damit die längst geplante Heirat. Sef macht seinem Vater klar, dass sie ohne Frau im Haus nicht mehr weiter wirtschaften können. Der Bauer gibt seinem Sohn recht und löst das Problem auf seine Weise. er will selbst noch einmal heirate, denn was sein Sohn kann, das bringt er noch lange fertig. Nur mit Hilfe einer List, die die kluge Hebamme ausführt, gelingt es nach etlichen Verwirrungen den „Gstärgrindigen“ eines Besseren zu belehren. – Das Bauernstück vom Allgäuer der keinen Kopf, sondern eine „Grind“ hat, liegt sprachlich und in der Personenzeichnung weit über dem Durchschnitt.
Nr. 95 „Fränzl“
Personen: 9 He, 4 Da
Ein heiteres Spiel in 3 Akten (1 Bühnenbild).
In einem abseits von der Stadt gelegenen Dorf herrscht große Aufregung übe die geplant Anschaffung eines Omnibusses. Marie, die Frau des Bürgermeisters, glaubt auch schon zu wissen, warum die Männer vom Bus so begeistert sind: „Im Städle saufa ond nachher hoimfahre könne!“ Die sittenstrenge Jungfer Fränzl und Marie sind die Anführerinnen im Kampf gegen den „Bettelkarre“. Beide sind sich auch einig, dass des Bürgermeisters Tochter Liesl den zwar etwas einfältigen, aber dafür umso begüterten Bauernsohn Hans heiraten soll. Diesen Plänen zum Trotz verliebt sich Liesl in den Buschauffeur Sepp. Für Fränzl und Marie eine unmögliche Verbindung, ist dieser Sepp doch ein lediges Kind und ein Zugezogener. Wegen des Omnibusses kommt es zum Streit zwischen der Moralhüterin Fränzl und dem Gemeinderat Doblmüller. Beim Sühnegericht vor dem ganzen Gemeinderat gelingt es dem schlauen Gemeindediener eine Jugendsünde Fränzls aufzudecken. Überraschend für alle stellt sich heraus, dass Sepp der verheimlichte Sohn der ehrenwerten Fränzl ist. Am Ende bekommt die Gemeinde ihren Omnibus, eine Jungfer wird zur Mutter und einer Verlobung Liesls mit dem Chauffeur Sepp steht nichts mehr im Wege. – Ein gut aufgebautes Stück mit kurzweiligem Handlungsablauf. Durch den geringen Aufwand in der Ausstattung lässt sich das wirkungsvolle Spiel leicht auf die Bühne zu bringen.
Schwäbische Volksstücke
Nr. 122 „Der Senn von der Gsendalpe“
Personen: 7 He, 4 Da
Volksstück aus den Allgäuer Alpen in 3 Akten.
Marte, der Senn von der Gsendalp, wildert für die Wirtin Bärbel vom Grenzwirtshaus. Bärbel hätte es gerne, wenn ihre Nichte Sefele den Senn zum Mann nehmen würde. Die junge Magd aber wartet auf ihren im Krieg verschollenen Franz, obwohl ihr der berechnende Marte von dessen Tod erzählt hat. Sefeles Großvater und ihr Bruder, der Geißbub Michel, kommen hinter die dunklen Machenschaften des Senns. Als der Großvater von Marte angeschossen und auf der Gsendalp festgehalten wird, ist es der pfiffige Geißbub, der den Gendarmen auf die richtige Spur bringt. Bei seiner Flucht stürzt sich der Senn zu Tode. Für Sefele kommt mit der Rückkehr des totgeglaubten Franz alles zu einem guten Ende. – Ein echtes allgäuer Stück, das trotz der klischeehaft gezeichneten Figuren (der böse Wilderer) eine spannende und dramatische Wirkung erzielt.
Nr. 108 „Schüsse im Staatsforst“
Personen: 9 He, 3 Da
Volksstück in 5 Akten.
Das Wildern ist eine im Dorf weitverbreitete Unsitte. Forstmeister Dorn und der Oberjäger Weindler setzen alles daran, den Wilderern auf die Spur zu kommen. Der Bergführer Vogler und seine Freunde Crispines und Sylvest stehen unter Verdacht. Aber noch fehlen handfeste Beweise. Der neu ins Dorf gerufene Förster Reger, ertappt eines nachts Vogler auf frischer Tat und stellt ihn. Vogler ist jedoch ein alter Freund und Kriegskamerad des Försters. Reger lässt den Freund unbehelligt und gibt gegenüber dem Oberjäger Weindler vor, es sei zu dunkel gewesen um die Täter zu erkennen. Trotz des Vorfalls und den Bitten seiner Freundin Leni, kann Vogler seine Jagdleidenschaft nicht bezwingen. Reger und der Oberjäger überraschen die Wilderer erneut. Dabei wird Vogler durch den Oberjäger tödlich verletzt. Reger gesteht dem Forstmeister, dass er seinen Kriegskameraden bereits einmal entkommen ließ. Der Forstmeister verzeiht ihm, gibt ihm seine Tochter Erika zur Frau und setzt ihn als seinen Nachfolger ein.
Nr. 104 „Agath“
Personen: 5 He, 5 Da
Ein schwäbisches Bauernstück in 3 Akten.
Der verwitwete Wannenhofbauer, dem nach dem Tod seiner drei Sühne nur noch eine Tochter bleibt, weigert sich seine besten Äcker für einen Straßenbau zu verkaufen. Der Pfarrer droht mit Enteignung und nur Agath, die junge Großmagd hält zu ihrem Bauern. Daraufhin wird der Knecht Simpert eifersüchtig. Er will Agath heiraten, sobald er das Geld für einen eigenen Hausstand hat. In seiner Not lässt er sich vom alten , düsteren Stanes einreden die Agath solle den körperlich gebrochenen Bauern heiraten. Nach dessen Tod wäre Simpert, mit Agath als Weib, selbst Wannenhofbauer. Angetrieben vom Wunsch noch einen Sohn zu bekommen, hält der Bauer tatsächlich um die Hand der Großmagd an. Agath ist verzweifelt und sucht Hilfe bei Simpert. Bestürzt erkennt sie, dass es ihm nur um den Hof geht. Sie wendet sich von Simpert ab und gibt dem Bauern, um seiner kleinen Tochter Willen, ihr Jawort. Simpert geht vom Hof. Nach einem Jahr ist die Ehe immer noch kinderlos. Agath wird von ihrem Mann beschimpft. „A Baum trait Öpfel, oder er stauth umsonst in meim Garta.“ Wegen der Zwangsenteignung kommt es mit dem Pfarrer zur heftigen Auseinandersetzung. Der Bauer stirbt vor Aufregung. Monate später drängt das Gesinde Agath zu einer neuen Heirat. Agath möchte das Vermächtnis des Toten erfüllen und den Hof für die kleine Tochter erhalten. Der wiedergekehrte Simpert verspricht, in diesem Sinne zu handeln, wenn nur Agath endlich sein Weib wird. Dabei verschweigt er, dass die Magd Viktor von ihm ein Kind erwartet. Agath erfährt noch rechtzeitig davon, appelliert an Simperts Gewissen und verzichtet auf ihr eigenes Glück. „Ma kommt alloi, ma bleibt alloi – ma gauth alloi.“ – Eines der meisterhaftesten schwäbischen Volksstücke mit ernstem Hintergrund. Ohne falsches Pathos wird in ausdrucksvollen, oft ergreifenden Szenen das Schicksal einer Frau dargestellt. Mittels der Mundart ist dem Autor eine lebensnahe, fesselnde Schilderung vergangener Bauernzeiten gelungen.